25.09.2015
Soll die Stadt einen behindertengerechten Zugang zum Geldautomaten der Sparkasse im Auenheimer Rathaus bauen? So einfach die Antwort scheint, so kompliziert ist die Sache am Ende doch.
Kehl-Auenheim. Diesmal hat Sanja
Tömmes die Frage laut gestellt, die schon immer im Raum geschwebt und stets
betretene Gesichter hinterlassen hat: „Brauchen wir eigentlich einen
barrierefreien Zugang für den Geldautomaten der Sparkasse, wo es doch
Barrierefreiheit bei der Volksbank gibt, keine 200 Meter entfernt?“ Seit Ende
Juli ist die Sparkassen-Filiale im Auenheimer Rathaus geschlossen. Ginge es
nach dem Willen des Finanzdienstleisters, hätten die Umbaumaßnahmen für einen
kleinen Raum, den die Sparkasse im Gebäude für ihren Geldautomaten und einen
Kontoauszugsdrucker behalten möchte, längst angefangen. Dass sich bis jetzt
noch nichts getan hat, liegt an der Barrierefreiheit. Genauer
gesagt: An den Kosten der Barrierefreiheit. Der Sparkasse reichen die örtlichen
Gegebenheiten, also der Treppenzugang zum Erdgeschoss, für ihre Zwecke aus. In
einen behindertengerechten Zugang möchte sie nicht investieren. In diesem Fall
müsste der Boden des Geldautomaten-Raums um etwa einen Meter auf das Niveau des
Außengeländes abgesenkt werden. Technisch kein Problem, aber eben nicht ganz
billig.
Die
Stadt hat sich nun bereit erklärt, für die Kosten der Baumaßnahme aufzukommen. Damit
hätte ein 13 Quadratmeter großer Raum des Rathauses einen barrierefreien
Zugang. Wer zur Ortsverwaltung in den ersten Stock will, müsste aber immer noch
Treppen steigen. Zwar gibt es schon länger Überlegungen zu einem Aufzug über
das ganze Gebäude, aber auf die Prioritätenliste der Stadt hat es das Projekt (etwa
250 000 Euro) noch nicht geschafft.
Auf
der Ortschaftsratsitzung am Donnerstagabend gab es deshalb viele Fragezeichen: Warum
soll die Stadt einen behindertengerechten Zugang für den Geldautomaten der
Sparkasse finanzieren? Wie viele Bürger brauchen den eigentlich? Und was
passiert, wenn die Sparkasse eines Tages auszieht, braucht dann noch irgendjemand
so ein kleines Kabuff mit ebenerdigem Zugang? „Ich habe wirklich ein Problem,
mich in dieser Sache zu positionieren“, bekannte Ortsvorsteherin Sanja Tömmes freimütig. Auch die anderen Ortschaftsratsmitglieder konnten sich nicht zu einer eindeutigen
Meinung durchringen.
„Am gescheitesten wäre es gewesen, den Automaten am Netto-Markt zu machen“, sagte Werner Müll, der an der Sitzung in seiner Eigenschaft als Gemeinderatsmitglied teilnahm.
Wenigstens einer wusste am Donnerstag, wohin er wollte: Michael Heitzmann, Leiter des Gebäudemangements der Stadt Kehl. „Wir machen das ja nicht für die Sparkasse, sondern für die Bürger“, stellte er klar. Sein Plan sieht vor, im gleichen Atemzug auch einen Teil der Kellergeschossdecke links vom Treppenaufgang des Rathauses abzusenken, um dort die Voraussetzung für einen späteren Aufzug über das ganze Gebäude zu schaffen. Ungewiss bleibt freilich, wann der Lift selbst finanziert werden könnte. Heitzmann wollte keine falschen Hoffnungen wecken: „Das ist überhaupt noch nicht absehbar, ob das 2017/18 in den Haushalt eingestellt wird oder erst 19/20.“ Der Ortschaftsrat segnete seinen Plan schließlich mit acht Stimmen und einer Enthaltung ab.
VON: Antje Ritzert