26.09.2015
Der alte Auenheimer Friedhof wird nach dem Willen des Ortschaftsrats für Baumbestattungen freigegeben. Befürchtungen, dass es einen regelrechten Ansturm auf das idyllische Gelände geben könnte, wurden laut.
Kehl-Auenheim. Es ist ein lauschiges Plätzchen inmitten von Auenheim. Mit seiner gepflegten Rasenanlage, den großen, Schatten spendenden Bäumen und dem dezenten Wegenetz lädt der alte Dorffriedhof geradezu zum Verweilen ein. Umgeben von einer hohen Steinmauer, die vor neugierigen Blicken schützt, ist er nicht nur ein Ort, um den Verstorbenen zu gedenken, sondern gleichzeitig eine Ruheoase, die es sonst nirgends im bebauten Teil von Auenheim gibt.
„Eine super Idee“ findet es deshalb Ortschaftsrat Bernd Bechtold, auf diesem Gelände einen Friedpark einzurichten. Mit der Entscheidung am Donnerstagabend haben sich die Auenheimer Volksvertreter mehrheitlich dafür ausgesprochen, den alten Friedhof künftig für alternative Bestattungsformen zu nutzen. Den Auftakt werden zwölf Urnenröhren aus Stahl bilden, die im Erdreich an beliebiger Stelle (außer direkt an den Baumwurzeln) eingelassen werden können und jeweils zwei Aschekapseln fassen. „Der Wunsch nach einer alternativen Bestattungsform, die den Angehörigen keine Arbeit macht, ist in Auenheim sehr groß“, sagte Ortsvorsteherin Sanja Tömmes auf der Ratssitzung.
Um die Urnenröhren zu finanzieren, werde man deshalb zunächst auf die geplanten Urnenstelen für den neuen Friedhof verzichten. Im Haushaltsetat waren hierfür 25 000 Euro veranschlagt. Auf dem alten Friedhof befinden sich derzeit noch acht Gräber mit Laufzeiten bis zum Jahr 2023. Da die Zeiten verlängert werden können, ist eine anderweitige Nutzung des Geländes noch auf viele Jahre hinweg ausgeschlossen. „Und die Fläche muss so oder so von der Stadt gepflegt werden“, pries Tömmes ihr Konzept an. „Damit kommen keine zusätzlichen Kosten auf uns zu.“
Überzeugen
konnte Tömmes trotzdem nicht alle Ortschaftsräte: „Ich bin kein Freund von der
Umgestaltung“, sagte Klaus Heidt. Ihm wäre es lieber gewesen, wenn man die
Nutzung des Friedhofs hätte auslaufen lassen und das Gelände später als Park
nutzen würde. „Ich sehe es schon kommen, dass die zwölf Plätze in einem Jahr
weg sind.“
Heidt befürchtet einen regelrechten „Run“ auf den Friedpark und spricht damit so manchem Bürger aus der Seele: „Was machen mir, wenn der Friedpark voll ist und für uns Auenheimer keine Plätze mehr da sind?“, fragte Bernhard Hurst. Dass es so weit kommen könnte, bezweifelte Ingomar Hartmann: „Das ist doch ein Mordsgelände, da passen viele drauf“, sagte der Auenheimer. Außerdem könne er sich nicht vorstellen, dass sich so viele Leute aus der Kernstadt oder den anderen Ortschaften in Auenheim begraben lassen: „Ich lasse mich doch dort beerdigen, wo ich zu Hause bin“, sagte er.
Wie
viele Kehler Bürger sich tatsächlich im Auenheimer Friedpark ihre letzte
Ruhestätte suchen, wird sich zeigen müssen. „Jetzt fangen wir erst mal damit
an“, sagte Sanja Tömmes. Ortschaftsrat Heinrich Stiefel regte an, das ehemalige
Kriegerdenkmal, das derzeit bei der Firma Waldmann zwischengelagert ist, im
Friedpark wieder zu errichten. Die Ortsverwaltung will zudem die alten
Grabsteine, die zwar in ihrem Besitz, aber schon seit vielen Jahren
„eingemottet“ sind, zur Dekoration entlang der Friedhofsmauer aufstellen.
VON: Antje Ritzert