Gemeinde- und Ortschaftsrat: Klaus Heß hört auf

22.03.2017

Nach Jahrzehnten Kommunalpolitik verabschiedet er sich aus Gemeinde- und Ortschaftrat / Ein Auemer durch und durch

Im Mai heißt es Abschied nehmen von Klaus Heß: Der Politiker der Freien Wähler zieht sich altersbedingt aus Ortschafts- und Gemeinderat zurück. 36 beziehungsweise 23 Jahre hatte er den beiden Gremien angehört.

Nach zuletzt Claus-Dieter Seufert geht im Wonnemonat in Kehl eine weitere kommunalpolitische Ära bei den Freien Wählern zu Ende – die von Klaus Heß. Der 71-jährige nimmt am 9. Mai nach 36 Jahren seinen Hut im Auenheimer Ortschaftsrat; eine Woche später, am 17. Mai, verabschiedet er sich auch aus dem Gemeinderat – dem Gremium hatte er immerhin 23 Jahre angehört. Als Ersatzkandidat folgt ihm laut Heß der Bodersweierer Ralf Dietrich nach. Für seinen Sitz im Ortschaftsrat stehe der Nachrücker derzeit noch nicht fest.

»Ich habe mir gedacht, dass es Zeit wird, mein Amt in jüngere Hände zu geben«, sagt Heß der Kehler Zeitung. Seine Entscheidung habe nichts mit den momentanen politischen Auseinandersetzung zwischen Gemeinderat und Verwaltung zu tun, beteuert er. »Mir hat die Arbeit immer Spaß gemacht, mich für die Belange der Bürger einzusetzen.« Das tut Klaus Heß seit 1980 in Auenheim und seit 1994 für die ganze Stadt. Der damalige Freie-Wähler-Stadtrat Günther Möstel, ein Nachbar aus der Neudorfstraße, wo Heß übrigens seit seiner Geburt 1946 zu Hause ist, habe ihn um seine Kandidatur gebeten.  

Drei OBs erlebt

Seither hat Heß drei Oberbürgermeister kennengelernt: die Sozialdemokraten Detlev Prößdorf und Günther Petry und jetzt den Christdemokraten Toni Vetrano: »Prößdorf war ein schwer zugänglicher Typ, Petry hatte eine etwas härtere Gangart und eine strukturierte Sitzungsleitung«, erinnert sich Heß, der andererseits den »angenehmeren Stil« Vetranos schätzt. Als Höhepunkt seiner politischen Zeit nennt Heß die Landesgartenschau von 2004, sie sei »eine gute Sache für die Infrastruktur der Stadt gewesen«, sagt Heß. Er sei auch deshalb für die Tram, »weil ich sehe, dass sie der Stadt einen Schub geben wird.« 

Mit Sorge betrachtet der Freie Wähler die durch die angekündigte Hallenbadschließung entstandene Situation für die Schwimmer: »Es muss schnellstens ein Konzept her, wie man diese Situation retten kann. Wie können wir ein Ganzjahresbad machen?« – Diese Frage treibt Klaus Heß kurz vor seinem politischen Abschied noch einmal um.

Tömmes-Unterstützer

Auch in Auenheim hat sich während Heß’ Zeit als Ortschaftsrat etwas getan. An erster Stelle nennt er die Wachablösung von Werner Müll (SPD) durch seine »Parteifreundin« Sanja Tömmes an der Spitze.

»Durch den Wechsel beim Ortsvorsteher hat sich einiges verändert«, findet Heß. Tömmes sei »sehr engagiert«, er stehe hinter ihr, reagiert Heß auf die durch Ortschaftsrat Bernd Bechtold (CDU) ins Rollen gebrachte Diskussion um ihre Arbeit bei der Partei LKR.

In den Schränken seiner Garage hat Klaus Heß Unterlagen aus 36 Jahren kommunalpolitischer Tätigkeit gesammelt. Vieles davon wird nun aussortiert und auf der Deponie entsorgt.
In den Schränken seiner Garage hat Klaus Heß Unterlagen aus 36 Jahren kommunalpolitischer Tätigkeit gesammelt. Vieles davon wird nun aussortiert und auf der Deponie entsorgt.

Klaus Heß hatte bis 1990 herum als Maschinenbaumeister bei der damaligen BASF in Willstätt gearbeitet, ehe er sich mit einem eigenen Betrieb in Auenheim selbstständig machte, den er vor Jahren ebenfalls in jüngere Hände gegeben hat: Er wird nun von einer seiner beiden Töchter zusammen mit ihrem Mann geführt.

Garage ausgemistet

Früher kegelte Heß gern und oft im »Grünen Baum«, der aber zwischenzeitlich leider geschlossen sei. Er bedauere das Gastronomiesterben, das auch vor seinem Ort nicht Halt mache. Hin und wieder setze er sich mit anderen Auenheimern noch im »Adler« zum Stammtisch zusammen – um über dies und jenes zu diskutieren, was in der Ortschaft und der Stadt gerade Thema ist. Daran wird sich wohl auch nach seinem Ausscheiden aus den politischen Gremien nicht viel ändern.

Bis dahin widmet sich Heß dem »Frühjahrsputz« in seiner Garage: Aus 36 Jahren kommunalpolitischer Tätigkeit hat sich einiges an Unterlagen angesammelt, die er in gleich mehreren Schränken aufbewahrt. Nach und nach kommt nun alles, was er nicht mehr braucht, auf die Deponie. Nur den Eingliederungsvertrag seiner ehemals selbstständigen Gemeinde will Heß behalten – eben ein Auemer durch und durch.

AUS: Kehler Zeitung vom 22.03.2017
VON: Martin Egg

 
 

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