29.11.2017
Pfarrer Tobias Eckerter erzählt in Auenheim von Japan.
„Wir führten ein ganz einfaches Leben, damit wir erkennen können, was uns geschenkt ist“: Auenheims Pfarrer Tobias Eckerter berichtete am Freitagabend über seine Zeit in einem japanischen Zen-Kloster.
Schon das fünftägige
Aufnahmeritual schreckt ab. Wer bei den Zen-Mönchen des Manpukuji-Klosters in
Kyoto (Japan) Einlass begehrt, muss Entschlossenheit demonstrieren. Aber nicht
nur mit Worten, sondern vor allem durch Haltung: Zuerst heißt es für die
Möchtegern-Novizen, zwei Tage lang in einer Bittstellung am Eingang des
Klosters zu verharren. Wer dies überstanden hat und sich auch nicht durch die
Mönche hat fortjagen lassen, muss noch einmal drei Tage in einem abgetrennten
Raum in Meditationshaltung verbringen – freilich ohne einzuschlafen.
Der Auenheimer Pfarrer Tobias
Eckerter hat es geschafft. In seiner Zen-Mönchsrobe erzählte er am Freitagabend
vor etwa 100 interessierten Zuhörern in der „Auemer“ Kirche über seine
einjährige Grundausbildung im Manpukuji-Kloster, die er nach seinem Studium der
Evangelischen Theologie absolviert hat. Mittels Fotos, kleiner Filmsequenzen
und allerlei Gegenstände berichtete er von dem harten Alltag der Mönche und der
Idee, die dahintersteckt: „Wir führten ein ganz einfaches Leben, damit wir
erkennen können, was uns geschenkt ist.“
Es höre sich vielleicht paradox an, so Eckerter, aber der Grundgedanke im Zen sei dem der westlichen Welt völlig entgegengesetzt: „Bei uns spricht man oft davon, dass man sich selbst entdeckt, sich selbst entfaltet.“ Im Zen gäbe es ganz viele Regeln und Rituale. „Aber dadurch, dass ich mich eben nicht verwirkliche, sondern genau das gleiche mache wie die anderen, dadurch erlange ich Freiheit – und nicht dadurch, dass ich mich selbst verwirkliche.“
Neben einem kurzen Abriss zur Geschichte der Zen-Mönche unterhielt Eckerter seine Zuhörer auch mit humorvollen, wissenswerten Anekdoten – wie zum Beispiel der über die Statue des „dicken Gottes“, die bei uns in jedem Chinarestaurant steht und von der es auch ein Exemplar im Manpukuji-Kloster gibt. Der lachende Hotei mit seinem dicken, nackten Bauch sei eigentlich kein Gott, und auch kein Buddha, sondern eine Art Nikolaus: „Sein dicker Bauch soll den Reichtum und den Segen ausdrücken, den er den Menschen gebracht hat.“
Was er vor allem aus
seiner Zeit im Zen-Kloster mitgenommen habe, so Eckerter, sei „das Wissen, dass
ich immer in die Stille gehen kann und dass da jemand auf mich wartet“. Die
Fähigkeit, die Gedanken zur Ruhe kommen zu lassen und Gott in der Meditation zu
begegnen, möchte er nun auch an andere Menschen weitergeben. Er wird deshalb ab
Januar regelmäßig einen fünfwöchigen Meditationskurs durchführen, bei dem jeder
teilnehmen kann, der Lust hat – auch ohne Vorkenntnisse.
Der erste Kurs beginnt
am Donnerstag, 11.1., um 20 Uhr im Auenheimer Pfarrhaus.
Um Anmeldung wird gebeten:
Tel.
07851 865 93 97 oder E-Mail eckerter@live.com
VON: Antje Ritzert