Bürgerversammlung 2018

26.01.2018

Bericht über die Bürgerversammlung vom 26. Januar 2018

Eine große Tafel mit weißem Papier, auf dem ein paar Flecken zu sehen sind: Für ihre Rede auf der Auenheimer Bürgerversammlung hat sich Ortsvorsteherin Sanja Tömmes eine ungewöhnliche Illustration ausgedacht.

„Sehen Sie dieses weiße Blatt Papier? Es gibt Menschen, die Ihnen jetzt weismachen wollen, dass es sich hier um ein schönes, weißes Blatt Papier handelt. Glauben Sie das?“, fragte Auenheims Ortsvorsteherin am Freitagabend im Bürgersaal ihre verdutzten Zuhörer. Und gab auch gleich die Antwort: „Nein. Weil Sie etwas anderes sehen. Sie sehen Flecken, eindeutig.“
Das weiße Blatt stehe für alle guten Dinge in Kehl, klärte Tömmes auf. „Die weiße Fläche dominiert. Aber jeder, der Ihnen oder mir weismachen will, dass es sich nur um ein reines Blatt Papier handelt, lügt.“ Die dunklen Flecken stünden für die Probleme. „Für die Wunden, in die die Auenheimer Ortsvorsteherin so gerne ihre Finger legt. So sagt man mir das nach.“ Dabei müsse man aber bedenken: „Ich verursache die Probleme nicht. Ich spreche darüber.“

Rollte die Badeshorts- und Bäder-Geschichte auf der Auenheimer Bürgerversammlung noch einmal auf: Ortsvorsteherin Sanja Tömmes.
Rollte die Badeshorts- und Bäder-Geschichte auf der Auenheimer Bürgerversammlung noch einmal auf: Ortsvorsteherin Sanja Tömmes.

In der Tat hat die Auenheimer Ortsvorsteherin im vergangenen Jahr für reichlich Zündstoff in der Kommunalpolitik gesorgt. So ging beispielsweise die Abschaffung des Badeshorts-Verbots – und die damit verbundene Burkini-Debatte – auf das Konto des Auenheimer Ortschaftsrates. „Der Ortschaftsrat hat dem Badeshorts-Verbot zugestimmt, wollte jedoch von der Verwaltung wissen, was es mit den hygienischen Problemen die letzten Jahre auf sich hatte“, rollte Tömmes das Thema noch einmal auf.
Man spräche immer davon, dass man sich auf die Meinung der Fachleute verlassen solle. „Der Ortschaftsrat hat dies getan. Keiner von uns kann entscheiden, ob die Qualität des Wassers durch das Tragen von Badeshorts verschlechtert wird“, so Tömmes. Deshalb wäre das Badeshorts-Verbot von niemandem in den letzten Jahren in Frage gestellt worden. „Und plötzlich sollte es so mal hopplahopp ohne Erklärung abgeschafft werden“, erinnerte sie.
Der Ortschaftsrat habe bis heute hierzu von der Stadtverwaltung keine Antwort erhalten, so Tömmes weiter. „Aber wir sehen es als Pflicht, nicht primär gegenüber uns, sondern vor allem gegenüber dem Bürger, dass hier eine Erklärung abgegeben wird, warum man jahrelang badeshortstragende Männer diskriminiert hat, wenn es doch – wie manche behaupten – überhaupt nicht um die Wasserqualität ging.“ Außerdem wolle der Ortschaftsrat von der Stadtverwaltung wissen, ob es die Aufhebung des Verbots gegeben hätte, wenn sich der Auenheimer Rat nicht mit der Burkini-Thematik beschäftigt hätte. Auch hierzu hüllt sich die Stadt laut Tömmes bis jetzt in Schweigen.

Und noch in anderer Hinsicht sorgte das Auenheimer Freibad vergangenen Jahr für Schlagzeilen: Bei einer Veranstaltung in der Kehler Stadthalle hatte die Verwaltung den Vorschlag gemacht, das Auenheimer Schwimmbad zu schließen. „Natürlich habe ich mich dagegen gewehrt!“, sagte Tömmes. „Ich bin die Ortsvorsteherin Auenheims. Jeder andere Ortsvorsteher hätte ebenso gehandelt.“ Abgesehen davon habe sie nicht einfach nur gefordert, das Bad zu erhalten, sondern sie habe sich in die Thematik eingearbeitet und Alternativen vorgeschlagen.
„Nur vorgeschlagen!“, betonte sie. Schließlich dürfe sie in einem freien, demokratischen Staat ihre Meinung äußern. „Es gab ja auch einen Bürger, der Unterschriften zum Erhalt des Hallenbads gesammelt hat, um seine Meinung zu unterstreichen“, spielte Tömmes auf die Initiative von Ex-Stadtrat Gerd Baumer an. „ Verschiedene Meinungen sollten nicht bremsen, sondern Grundlage für Diskussionen oder Kompromisse sein“, forderte sie. Tömmes hatte wegen ihres Bäder-Vorschlags scharfe Kritik, unter anderem von Baumer, einstecken müssen.

„Heinzelmännchen hinter den Kulissen“, Blutspender, langjähriger Ortschaftsrat, „Ferienspaß“-Organisator oder Jungmusiker: Die Gründe sind vielfältig, warum einige Auenheimer auf der Bürgerversammlung am Freitagabend besonders geehrt wurden.

Vier, fünf, dreiundzwanzig, zweiundvierzig, dreiundfünfzig, sechsundsechzig. Das waren die Zahlen, mit denen Johannes Mellein die Laudatio einleitete, um seinen Musikerkollegen Erwin Heidt mit dem „Auener Gänsle“ zu ehren. Es seien aber keinesfalls die Lottozahlen und „auch nicht die Maße unserer Ortsvorsteherin“, wie der Vorsitzende des Mandolinenvereins mit zwinkerndem Auge verkündete, sondern die Zahlen, die das ehrenamtliche Engagement von Erwin Heidt kenn-zeichneten. Heidt könne auf vier Jahre als stellvertretender Vorsitzender, fünf Jahre als erster Vorsitzender, 23 Jahre als Kassierer, 42 Jahre Vorstandsmitgliedschaft und auf 53 Jahre Mitgliedschaft im Verein zurückblicken, „und das im zarten Alter von 66“. Heidt sei einer der „Heinzelmännchen hinter den Kulissen des Vereins“, die dafür sorgten, dass „der Laden läuft“.

Weniger im Hintergrund, sondern eher im Rampenlicht der Öffentlichkeit hat sich dagegen das ehrenamtliche Engagement von Klaus Heß abgespielt, der am Freitagabend ebenfalls mit dem „Auener Gänsle“ ausgezeichnet wurde. Heß schied vergangenes Jahr aus dem Ortschaftsrat aus. 37 Jahre lang hatte er dem Gremium angehört, ab 1994 war er zweiter Stellvertreter und von 1999 bis 2014 erster Stellvertreter des Ortsvorstehers. Von 1998 bis 2017 saß er zudem im Kehler Gemeinderat. Für seinen außergewöhnlichen kommunalpolitischen Einsatz wurde er 2011 vom Städtetag geehrt.

^Rolf Hauß (2.v.l.) hat bereits einhundert Mal Blut in seinem Leben gespendet, Bernd End (links) 75-mal. Ortsvorsteherin Sanja Tömmes und ihr Stellvertreter, Heinrich Stiefel (Mitte) übergaben die Urkunde und ein kleines Präsent. Die Laudatio hielt Michael Krieger vom DRK (rechts).
^Rolf Hauß (2.v.l.) hat bereits einhundert Mal Blut in seinem Leben gespendet, Bernd End (links) 75-mal. Ortsvorsteherin Sanja Tömmes und ihr Stellvertreter, Heinrich Stiefel (Mitte) übergaben die Urkunde und ein kleines Präsent. Die Laudatio hielt Michael Krieger vom DRK (rechts).

Einen ganz anderen, ebenso wertvollen Dienst leisteten Simone Bihl, Simone Eberhardt, Bernd End und Rolf Hauß der Gesellschaft: Sie spendeten jede Menge Blut. Michael Krieger, Vorsitzender des DRK Auenheim, erinnerte in seiner Dankesrede an die Tatsache, dass es der Wissenschaft zwar gelungen sei, verschiedene lebenswichtige Stoffe wie beispielsweise Insulin synthetisch herzustellen: „Beim Blut sind wir aber wie eh und je darauf angewiesen, dass Menschen spenden.“ Im Übrigen seien es nicht – wie oftmals angenommen – Unfälle, die eine Bluttransfusion nötig machten. „An erster Stelle stehen die Krebserkrankungen, gefolgt von den Herz-Kreislauferkrankungen und den Magen-Darm-Erkrankungen“, sagte Krieger. Erst an vierter Stelle kämen die Unfälle. Krieger gab zudem den nächsten Blutspendetermin in Auenheim bekannt: Er findet am 5. April in der Sporthalle statt.

Wie auf jeder „Auener“ Bürgerversammlung üblich, zeichnete der Musikverein „Harmonie“ auch dieses Jahr wieder die Jugendlichen aus, die eines der drei Jungmusiker-Leistungsabzeichen ablegten. Anja Heß-Große überreichte Leonie Heilig (Querflöte) das goldene Abzeichen und – in Abwesenheit – Jana Baumert (ebenfalls Querflöte) das bronzene. Ein ganz besonderer Dank ging dieses Jahr auch an die Organisatorinnen des Auenheimer „Ferienspaß“, Claudia Heidt und Ines Beiser. „Claudias Bildersuchfahrt war wieder überragend“, sagte Ortsvorsteherin Sanja Tömmes. „Was man so alles in unserer Umgebung entdecken kann, wenn man danach suchen muss.“ Tömmes dankte zudem allen Privatpersonen, Vereinen und Firmen, die sich am „Ferienspaß“ beteiligt haben, Angebote gemacht oder Geld gespendet haben: „Der Ferienspaß ist ein wichtiger und fester Bestandteil unseres Sommers, den wir uns nicht mehr wegdenken können."

VON: Antje Ritzert (Berichtt & Bilder)

 
 

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