Forstplan

20.11.2018

Wird der Kehler Wald nachhaltig bewirtschaftet? Ortschaftsrat Reiner Monschau zweifelt daran. Und solange diese Frage nicht geklärt ist, will er dem Forstbetriebsplan 2019 seine Zustimmung nicht geben.

Reiner Monschau (SPD/Bürgerliste) überraschte auf der jüngsten Sitzung des Auenheimer Ortschaftsrates mit der Ankündigung, dass er dem Forstwirtschaftsplan für das kommende Jahr nicht zustimmen werde, solange nicht geklärt sei, wie ökologisch und nachhaltig der Kehler Betrieb arbeite. Monschau sitzt für das Bündnis 90/Grüne im Gemeinderat. „Wir haben von unserer Fraktion aus eine Anfrage gestellt, bei der es um die ökologischen Leitlinien geht“, sagte er im Auenheimer Gremium. „Und auf die haben wir bisher noch keine Antwort bekommen.“ Konkret will Monschau vom Kehler Forst erklärt bekommen, wie genau gearbeitet wird, ob diese Arbeitsweise ökologisch nachhaltig ist und ob die Bewirtschaftung so sein müsse, wie sie jetzt sei – oder ob es noch andere Waldbewirtschaftungsformen gebe. „Denn im Moment fahren wir ja nur Defizite ein“, konstatierte er.

Der jährliche Kehler Forstbetriebsplan ist eine Übersicht dessen, welche Einnahmen und Ausgaben die Kehler Verwaltung aus der Bewirtschaftung und Pflege des Waldes für das kommende Jahr erwartet. Für 2019 sieht der Plan ein Betriebsergebnis von minus 14 000 Euro vor. In seiner Erläuterung zum Plan schreibt Auwald-Förster Markus Gutmann, dass die Haushaltsansätze „tendenziell pessimistisch“ angesetzt würden, um in jeder Haushaltsstelle genügend Spielraum zu haben. Dies führe in der anfänglichen Planung oft zu einem negativen Betriebsergebnis. „In den letzten beiden Jahren konnte aber ein positives Gesamtergebnis erzielt werden, das auch für 2019 zu erwarten ist“, so Gutmann. Seitens der anderen Auenheimer Ortschaftsräte gab es allseits Zustimmung zum Plan. Davon ließ sich Reiner Monschau nicht beirren: „Vereinfacht gesagt sieht die Bewirtschaftung im Moment so aus: Kahlschlag und Neupflanzung von Monokulturen, die dann mit sehr teurem Geld geschützt werden müssen.“

Diese Aussage will Markus Gutmann nicht auf sich sitzen lassen: Im Korker Wald, also auf etwa 60 Prozent der Kehler Waldfläche, könne man seit etwa fünf Jahren die FFH-Managementpläne zum Schutz aller im Ökosystem Wald angesiedelten Tiere und Pflanzen umsetzen, schreibt er auf Anfrage der KEHLER ZEITUNG. Dank der Unterstützung der Jäger, Eigentümer und Mitarbeiter gelänge dies sehr gut. „Durch die inzwischen starke natürliche Ansamung der Bäume, insbesondere auch der ökologisch hochwertigen Stieleiche, können viele Flächen teils komplett ohne künstliche Pflanzung erfolgen“, sagt Gutmann. Das habe zur Folge, dass auch viele starke Alt- und Biotopbäume noch lange auf der Fläche belassen werden könnten.

Naherholungsgebiet, Holzlieferant, CO2-Speicher und komplexes Ökosystem in einem: der Kehler Wald. Reiner Monschau bezweifelt, dass die jetzige Bewirtschaftungsform ökologisch nachhaltig ist.
Naherholungsgebiet, Holzlieferant, CO2-Speicher und komplexes Ökosystem in einem: der Kehler Wald. Reiner Monschau bezweifelt, dass die jetzige Bewirtschaftungsform ökologisch nachhaltig ist.

„Ist die natürliche Ansamung nicht ganz so stark, werden alle 15 Meter einzelne Trupps von zirka 20 Pflanzen gesetzt, um die Eiche in der aufkommenden Ahorn-, Hainbuchen- und Rotbuchen-Ansamung zu beteiligen“, erklärt er. Im Korker Wald müssten inzwischen nur noch wenige Flächen klassisch in Reihen und mit hohen Stückzahlen gepflanzt werden. Gutmanns Konzept lautet: „Auf jeder Kulturfläche werden mindestens drei, besser jedoch fünf bis sieben verschiedene Baumarten begründet beziehungsweise herausgepflegt, um einen gemischten Wald weiterzugeben und das Risiko zu streuen.“ 

Auch in der Ortenau haben die Förster mit dem Eschentriebsterben zu kämpfen. „Dadurch fällt uns diese Baumart auf 30 Prozent der Waldfläche seit einigen Jahren nahezu vollständig aus“, erläutert Gutmann. Wenn die natürliche Vorgehensweise aufgrund verschiedener Ursachen und Entscheidungen der Ortsteile nicht möglich sei, müssten die Flächen tatsächlich geräumt werden und mit neuen Bäumen bepflanzt werden. „Diese Vorgehensweise ist bei uns jedoch immer die letzte der möglichen Varianten, da dies mit größeren ökologischen und sozialen Nachteilen verbunden ist.“


VON: Antje Ritzert (Text & Bild)

 
 

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