Abschied in und von der Harmonie

Er ist lang, charmant und abgeklärt. Ein alter Hase im Geschäft und einer, der Musik im Herzen hat. Bis über beide Ohren.

Und einer, der mit immensem Wissen beseelt ist. Kein Wunder, hat doch der Musiker und Musiklehrer von der anderen Seite des Rheins ein Staatsdiplom. Ein französisches.

Und wenn er den Taktstock hebt, dann konzentrieren sich die gut vier Dutzend Auenheimer Musiker und heben an zum Blasen, schlagen auf die Trommeln und bringen uns Flötentöne bei, die sich gewaschen haben. Und das seit nunmehr 20 Jahren unter seiner Obhut.
Jean Claude Eglin ist ein um die 60-jähriger Vollblutmusiker mit Brief und Siegel. Nach seinem Studium der Musik hatte er weiter studiert und erwarb die Zertifikation „Le concours d‘enseignement national de Professeur Documentaliste Certifie“ (staatlich angestellter Lehrer im Fach Informations- und Kommunikationswissenschaften). Seitdem dient er dem französischen Staat als Beamter und Lehrer am College/Lycée in Bischwiller.

In den Neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts war er erster Posaunist im „Orchestre Regional de Jazz d‘Alsace“. Mit dieser Formation nahm er während seiner zwölfjährigen Zugehörigkeit an vielen Jazz-Festivals in Straßburg, Grenoble, Montpellier, Metz, Wien, Paris, Karlsruhe, Chemnitz, Amsterdam, Utrecht sowie Rotterdam teil. Während seiner Zugehörigkeit zu diesem Orchester hatte er namhafte Jazzmusikergrößen begleitet.

2004 gründete er das erfolgreiche „Strasbourg Brass Quintett“. Mit dieser Bläserbesetzung, die sich ausschließlich aus Berufsmusikern zusammensetzt, tritt Jean-Claude Eglin heute noch mehrere Male im Jahr auf, unter anderem kürzlich in Straßburg, Metz, aber auch in kleineren Orten wie Marlen.

Seine musikalischen und persönlichen Kontakte zu der klassischen sowie Jazzmusik-Szene in Straßburg konnten bereits viele Konzerte des Musikvereins durch grenzüberschreitende Gastauftritte befreundeter Musiker und Sängerinnen bereichern.

Grenzüberschreitendes Musizieren
Während seiner 20 Jahre als Dirigent in Auenheim legte Eglin großen Wert auf grenzüberschreitende musikalische Begegnungen: „Die deutsch-französische Kooperation mit der Stadt Straßburg waren sehr wichtig für mich und den Musikverein Auenheim.“
Das Eröffnungskonzert zur Landesgartenschau 2004 in Kehl und Straßburg mit dem Blasorchester Robertsau oder die musikalische Gestaltung des deutsch-französischen Gottesdienstes im Straßburger Münster.

20 Jahre lang hatten die Auenheimer Musiker durch ihn die Gelegenheit, bei den traditionellen Herbstkonzerten immer wieder hochkarätige Musiker begleiten zu dürfen.

Und warum hört er nun auf? „Weil nach Corona und wegen zu wenig Nachwuchs in den letzten Jahren leider keine volle Harmonie-Formation mehr abgestellt werden kann.“

Am kommenden Samstag wird es nun im wahrsten Sinn des Wortes harmonisch zugehen: Der Musikverein Harmonie Auenheim verbeugt sich vor seinem sie stets motivierenden Dirigenten Jean-Claude Eglin und dankt ihm mit einem „Adieu und Dankeschön-Konzert“ für 20 Jahre dirigentischer Kompetenz, Professionalität, Mensch sein und grenzüberschreitendes Tun.
Das Konzert findet statt in der Festhalle Auenheim. Einlass ist bereits ab 18.30 Uhr, und das Eglin-Abschieds-Konzert beginnt um 20 Uhr. Der Eintritt kostet acht Euro.

AUS: bo.de
VON: Gerd Birsner