04.07.2013
Auenheim feiert groß vom 26. bis 28. Juli / Was die Historiker über die Geschichte der Ortschaft wissen.
Auenheim feiert groß vom 26. bis 28. Juli / Was die Historiker über die Geschichte der Ortschaft wissen.
Vom 26. bis 28. Juli wird in Auenheim ganz groß gefeiert: Die Ortschaft feiert ihr 1125-jähriges Jubiläum - unter dem Motto »1125 Jahre - Gans Auene feiert«. Heute und kommende Woche wirft der Historiker Karl Britz einen Blick in die Geshcichte Auenheims. Gefeiert wird dieses Jahr nicht die Gründung des Ortes vor 1125 Jahren, sonder die erste urkundliche Erwähnung.
Von Karl Britz
Die erste bekannte Urkunde, die den Ortsnamen »ouuanheim« erwähnt, wurde am 26. Mai 888 in Speyer ausgefertigt. Damals gehörte unsere Region zum Herrschaftsbereich des ostfränkischen Königs Arnulf von Kärnten, der von 896 bis zu seinem Tod 899 auch römisch-deutscher Kaiser war.
Der König selbst und sein Kanzler haben die Urkunde unterzeichnet. Sie ist noch original erhalten und für jedermann im Archiv des Départements Bas-Rhin in Straßburg einsehbar. Wer sich aber selbst ihren Inhalt erschließen will, muss die Schrift entziffern und die lateinische Sprache verstehen können.
Laut Urkunde hat Arnulf - aus Mildtätigkeit - eine Fläche von acht Hufen in den Orten Ouuanheim und Baldanheim im Gau Mortenau (Vorläufer der Ortenau) dem Presbyter Isanprecht (einem Mönch in führender Position) geschenkt - mit der Verpflichtung zur Armenspeisung und zur Almosengabe. Wo genau Baldanheim lag, ist bis heute nicht geklärt.
Mit solchen Gaben glaubten die Könige, sich die Gefolgschaft des niederen Adels und ihr Seelenheil zu sichern.
In diesem Jahr feiern die Auenheimer also nicht die Gründung ihres Ortes, sondern lediglich das 1125-jährige Jubiläum der ersten Erwähnung in einer königlichen Schenkungsurkunde, in der auch eine bestehende Kirche, ein Herrenhof mit Bauernhäusern und Stallungen, Landbesitz sowie verschiedene Nutzungsrechte genannt werden.
Ausschnitt aus der königlichen Urkunde, in der 888 erstmals Auenheim erwähnt wurde.
Somit war Auenheim schon lange vor 888 ein
besiedelter Ort. Dafür gibt es auch archäologische Nachweise. 1964 fand
man bei der Renovierung der Auenheimer Kriche in einem aus zehn
römischen Zeigelplatten konstruierten »Sarkophag« die Überreste einer
Kindsleiche und eine Gürtelschnalle. Diese Grabbeigabe ließ die
Datierung zwischen 650 und 700 n. Chr. zu. Damals herrschte im
Frankenreich noch das Geschlecht der Merowinger.
1964 fand man bei der Renovierung der Auenheimer Kirche in einem »Sarkophag« die sterblichen Überreste einer Kindsleiche.
Noch weiter zurück - in die ersten vier Jahrhunderte - führen uns die Ergebnisse, die wir dem Archäolischen Arbeitskreis des Heimatbundes Auenheim zu verdanken haben. Auf Grund seiner Aktivitäten gilt die Gegend um Kehl inzwischen als das archäologisch am besten erforschte Gebiet der Ortenau. Es konnte nachgewiesen werden, dass schon zur Römerzeit - im Umfeld des Römerlagers Argentoratum (Straßburg) - Menschen hier ansässig waren.
Aber ohne die bahnbrechende Tätigkeit von Walter Fuchs wäre dieser Arbeitskreis nicht entstanden. Seit Anfang der 70er-Jahre suchte er auf den Äckern um Auenheim nach archäologischen Beweisen einer frühen Besiedlung. Einer seiner Funde führte dazu, dass 1979 östlich von Auenheim eine römerzeitliche Siedlung ausgegraben werden konnte. Die geborgenen Funde konnten in den Zeitraum von 150 bis 270 n. Chr. eingeordnet werden.
1979 konnten Forscher östlich von Auenheim eine römerzeitliche Siedlung ausgraben.
Der Arbeitskreis richtete später die archäologische Dauerausstellung im Hanauer Museum ein und baute in Auenheim einen Magazinraum für die vielen Bodenfunde aus.
aus: Kehler Zeitung, 04.07.2013