Bericht aus der Ortschaftsratssitzung Dezember 2015

10.12.2015

Badische Stahlwerke legen Lärmkataster an // Photovoltaikanlage für die Mehrzweckhalle // Baumfällung im Hungerfeld? // VON ANTJE RITZERT

Die Badischen Stahlwerke legen ein sogenanntes „Lärmkataster" an. Mit dessen Hilfe verspricht sich das Unternehmen Informationen darüber, wie die Lärmimmissionen in Auenheim noch weiter gesenkt werden können.  

Kehl-Auenheim (ari). Obwohl die Lärm-Messwerte in Auenheim in den vergangenen Jahren stets im grünen Bereich lagen und immer weiter sinken, wollen die Badischen Stahlwerke (BSW) ihr Potenzial noch mehr ausschöpfen. Torsten Doninger, Umweltschutzbeauftragter der BSW, erklärte auf der Ortschaftsratsitzung am Donnerstagabend, die Stahlwerke seien dabei, ein sogenanntes „Lärmkataster" anzulegen. Das 35 000 Euro teure Projekt solle dazu beitragen, die neuralgischen Punkte aufzuspüren, und Maßnahmen aufzeigen, an welchen Stellen im Werk die Lärmemissionen noch weiter gesenkt werden können. Verpflichtet ist das Unternehmen dazu nicht. Die Messergebnisse von diesem Jahr, die Doninger auf der Ratssitzung vorstellte, sind alle vorbildlich. Noch hat das Regierungspräsidium das aktuelle Gutachten zwar nicht bestätigt. „Aber wir rechnen fest damit", sagte Doninger.

Kritik aus der Bevölkerung gibt es derweil an der Auswahl der Messpunkte. Alle Standorte, an denen jeweils über mehrere Wochen die Geräuschkulisse aufgezeichnet und ausgewertet wird, liegen entweder im Auenheimer Gewerbegebiet oder im Mischgebiet. Dort gelten höhere Lärm-Grenzwerte als im reinen Wohngebiet. „Wir haben keinen Einfluss auf die Lage der Messpunkte", erklärte Doninger am Donnerstagabend. „Die wurden uns im Genehmigungsverfahren 2009 vorgegeben." Damals hatten die BSW – einhergehend mit einer geplanten Produktionserhöhung – den Bau eines neuen Walzwerkes beantragt und die Immissionsgrenzen für Lärm wie auch für Luftschadstoffe wurden neu festgelegt. Da es vor allem von Auenheimer Bürgern, die vom Lärmschutzwall weiter weg wohnen, immer wieder Beschwerden über laute nächtliche Geräusche gibt, hatten die Stahlwerke diesen Sommer auf eigene Kosten eine Messung in der Metzgerstraße durchgeführt. „Die Werte waren alle in Ordnung, weit unter der zulässigen Grenze", sagte Doninger. Eines stehe aber fest: „Egal wie viel Geld wir in den Lärmschutz stecken oder welche Maßnahmen wir ergreifen, es wird uns nicht gelingen, dass man uns überhaupt nicht mehr hören wird."

Auenheims Ortsvorsteherin Sanja Tömmes zeigte sich zufrieden mit den diesjährigen Messergebnissen: „Die Werte gehen in die richtige Richtung. Eine weitere Reduzierung der Lärmimmissionen bleibt aber unser Ziel."

Dank der neuen Walzhalle, die mit modernster Lärmschutztechnik ausgestattet ist, konnten die Badischen Stahlwerke die Lärmemissionen in diesem Jahr weiter senken. Das macht sich in der Ortschaft Auenheim – wenn auch nicht überall – positiv bemerkbar. Foto: Antje Ritzert
Dank der neuen Walzhalle, die mit modernster Lärmschutztechnik ausgestattet ist, konnten die Badischen Stahlwerke die Lärmemissionen in diesem Jahr weiter senken. Das macht sich in der Ortschaft Auenheim – wenn auch nicht überall – positiv bemerkbar. Foto: Antje Ritzert

Photovoltaikanlage auf dem Dach der Auenheimer Mehrzweckhalle.

Das Dach der Auenheimer Mehrzweckhalle wird an einen Privatinteressenten verpachtet, der dort eine Photovoltaikanlage installieren will. Der Auenheimer war der Einzige gewesen, der sich um die Nutzung des etwa 630 Quadratmeter großen Flachdaches beworben hatte. Auf der Ortschaftsratsitzung am Donnerstagabend legten die Ratsmitglieder die jährliche Pacht fest, die der künftige Betreiber zahlen muss. Die Stadtverwaltung hatte eine Pacht von zehn Prozent des Gesamtertrags vorgeschlagen, die knappe Mehrheit des Ortschaftsrates befand dies jedoch für zu hoch und legte 7,5 Prozent fest.

Bei der derzeitigen Einspeisevergütung und angenom-menen 36.000 Kilowatt-stunden Stromerzeugung pro Jahr würde die Ortschaft demnach zwischen 300 und 350 Euro einnehmen.

Dem zukünftigen Betreiber steht es frei, ob er den erzeugten Strom selber nutzen oder ins Netz einspeisen will. „Ich bin froh, dass sich jemand gefunden hat, der das Dach sinnvoll nutzt", sagte Ortsvorsteherin Sanja Tömmes. Die BürgerEnergiegenossenschaft Kehl, die bereits eine Photovoltaikanlage auf dem Dach der Bodersweierer und der Leutesheimer Sporthalle betreibt, war an dem Projekt nicht interessiert gewesen.

Klebe-Alarm im „Hungerfeld“: Wenn sich im Sommer die Blattläuse an den Linden gütlich tun, kleckst eine schmierige Masse die darunter parkenden Auto zu. Aber auch das viele Laub im Herbst stößt den Anwohnern auf. Foto: Antje Ritzert
Klebe-Alarm im „Hungerfeld“: Wenn sich im Sommer die Blattläuse an den Linden gütlich tun, kleckst eine schmierige Masse die darunter parkenden Auto zu. Aber auch das viele Laub im Herbst stößt den Anwohnern auf. Foto: Antje Ritzert

Sollen gesunde Bäume gefällt werden, weil das abfallende Laub oder der heruntertropfende Honigtau der Blattläuse die Anwohner stört?

Mit dieser Frage musste sich der Ortschaftsrat Auenheim auf seiner vergangenen Sitzung beschäftigen. Schon seit längerer Zeit beschweren sich Bewohner des „Hungerfelds", einem noch relativ jungen Baugebiet im Auenheimer Osten, dass die dort gepflanzten Bäume durch das viele Herbstlaub und die im Sommer heruntertropfenden, klebrigen Massen sowohl Ortsbild als auch das Wachstum der Hecken beeinträchtigen.

In der Tat bescheinigte die Stadtverwaltung dem „Hungerfeld" schon vor zwei Jahren, dass „sich die öffentlichen Baumbestände ausgesprochen positiv entwickelt haben" und durch die Wurzelaktivitäten an manchen Stellen „die Verkehrssicherungspflicht und die Funktion der Entwässerung nicht mehr gegeben" war. Im Oktober dieses Jahres hat die Verwaltung daraufhin zehn Bäume entfernt und die Versiegelung der Flächen angeordnet.

Die Linden, die jetzt noch stehen, stellen keine Gefahr für Kanalisation oder Versorgungsleitungen dar. Dennoch würden sie manche Anwohner lieber gefällt sehen, da der Betriebshof mit der Beseitigung des anfallenden Laubes scheinbar überfordert ist. Falls die beiden Linden, um die es derzeit konkret geht, gefällt werden, würde allerdings ein Präzedenzfall geschaffen: „Dann werden mit Sicherheit noch mehr Bürger kommen und verlangen, dass wir die Bäume vor ihrem Haus fällen", sagte Ortsvorsteherin Sanja Tömmes, die Verständnis für das Anliegen der „Hungerfeld"-Bewohner äußerte. Man müsse sich aber klar darüber sein, dass es ein Gesamtkonzept für den Baumbestand im „Hungerfeld" brauche. Kosten müssten kalkuliert und eine mögliche Neu- oder Ausgleichsbepflanzung bedacht werden. „Wir können die Bäume nicht einfach so von heute auf morgen wegmachen", sagte sie.

Tömmes warf die generelle Frage auf, ob der öffentliche Raum in diesem Baugebiet „überhaupt so viel Begrünung" brauche. Schließlich hätten die Anwohner selbst schon viel gepflanzt. Der Betriebshof Kehl empfiehlt der Ortschaft dennoch, die Linden nicht zu beseitigen. Man wolle die Kollegen aus der Grünpflege bitten, „die Laubsituation beider Standorte im nächsten Jahr präventiv verstärkt zu begleiten", heißt es in einer internen Mitteilung.

 
 

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