06.02.2017
Lkw-Lenkungskonzept // Erhöhung Brennholzpreise
Ein Novum in der Geschichte der Ortschaftsräte Auenheim und Leutesheim: Zum ersten Mal haben die beiden Gremien ein Thema gemeinsam beraten. Und schließlich – jeder für sich – darüber abgestimmt.
Dass sich die Bürgervertreter beider Ortschaften am
Donnerstagabend im Auenheimer Festsaal trafen, kam nicht von ungefähr: Wenn es
darum geht, den Schwerlastverkehr aus ihren Ortschaften zu verbannen, ziehen
beide Räte am gleichen Strang. Sowohl Leutesheim als auch Auenheim beklagt eine
zunehmende Anzahl schwerer Brummis, und das vor allem, seit die B36 zur L75
herabgestuft wurde und Bodersweier eine 30er-Zone auf seiner Durchfahrtsstraße
eingerichtet hat. „Seitdem haben wir auf der EDF-Straße mehr Lkw-Verkehr“,
sagte Auenheims Ortsvorsteherin Sanja Tömmes auf der Sitzung. Die EDF-Straße
führt parallel zum Rhein an Auenheim und Leutesheim vorbei bis nach
Rheinau-Freistett.
Mit dem
sogenannten Lkw-Lenkungskonzept der Stadt Kehl, das nun in den Ortschaftsräten
beraten wurde und nächste Woche vom Gemeinderat beschlossen werden soll, will
die Stadt den Schwerlastverkehr zwischen Rheinau und Neuried generell
reduzieren. Dazu gibt es mehrere Pläne. Das von der Stadtverwaltung
favorisierte Modell sieht Lkw-Durchfahrtsverbote in Willstätt, Eckartsweier,
Memprechtshofen, auf der L75 zwischen Freistett und Kehl und zwischen
Goldscheuer und der Anschlussstelle Lahr vor.
Durchfahrtsverbot
heißt, dass nur noch die Brummis zugelassen werden, die dort be- oder entladen
wollen. Diese Maßnahme würde einen Großteil des Schwerlastverkehrs theoretisch
auf die A5 und die B28 umlenken. Die Sache hat jedoch einen Haken: „Es käme zu
einer Mehrbelastung der EDF-Straße“, sagte Planer Frank Gericke. Noch dazu
ließe sich das Verbot schwer kontrollieren. Denn ein Brummi-Fahrer kann
schließlich immer leicht behaupten, er habe mal eben hier oder dort Ware
aufgenommen.
Natürlich könne
man zusätzlich ein Fahrverbot für Lkw über 7,5 Tonnen auf der EDF-Straße
anregen, so Gericke. „Aber ich befürchte, dass dieser Verkehr sich dann auf die
Ortsdurchfahrten von Auenheim und Leutesheim verlagert“, sagte er. Und diese
ebenfalls zu sperren, sei auch keine Lösung, denn dann hätte man „ein
Begründungsproblem“. Selbst wenn der Gemeinderat also am Mittwoch einen solchen
Beschluss fassen würde, würde die zuständige Behörde dem Antrag aller
Wahrscheinlichkeit nach nicht folgen.
Leutesheims Ortsvorsteher Heinz Faulhaber erinnerte daran, dass die ursprüngliche Idee war, die ehemalige B36 – jetzt L75 – zu entlasten. „Diese Entlastung darf aber nicht auf unsere Kosten geschehen“, sagte er. Eine Maßnahme, die den Schwerlastverkehr nach Leutesheim lenke, könne sein Gremium deshalb nicht mittragen. Auch eine Verlagerung auf die EDF-Straße sei kein Ausweg: „Die wird von Schulkindern überquert“. Auenheims Ortsvorsteherin Sanja Tömmes hat zudem noch ein anderes Problem: „Die Badischen Stahlwerke investieren enorm in den Lärmschutz. Ich weiß nicht, ob die das so prickelnd finden, wenn wir noch mehr Verkehr auf die EDF-Straße bringen“.
Seit Jahren gibt es zwischen der Ortschaft Auenheim und den Badischen Stahlwerken (BSW) Zoff um die Lärmemissionen. Trotz millionenschwerer Investitionen seitens des Unternehmens finden manche Einwohner den Geräuschpegel immer noch zu hoch. Jeder zusätzliche Lkw zwischen den BSW und der Ortschaft würde die Lärmemissionen erhöhen. Tömmes‘ Befürchtung ist, dass diese dann den Stahlwerken zugeschlagen würden, da sich die Geräusche nicht eindeutig zuordnen lassen.
Zwar hat sich der Ortschaftsrat Auenheim auf seiner Sitzung am
Donnerstagabend mehrheitlich für die geplante Preiserhöhung beim Brennholz
ausgesprochen. Doch es gab auch Kritik. So monierte zum Beispiel Ortschaftsrat
Klaus Heidt (Freie Wähler): „Immer, wenn einem nichts mehr einfällt, vergleicht
man mit teureren Nachbargemeinden.“ Heidt spielte damit auf die Begründung der
Stadtverwaltung an, warum die Preise für „Brennholz lang“ steigen sollen. Diese
hatte zur Erhebung der neuen Preise fünf Nachbargemeinden zum Vergleich
herangezogen, die teils deutlich mehr als die Kehler verlangen. Deswegen soll
sich „Brennholz lang“ nun von 43 Euro auf 48 Euro pro Festmetern verteuern. Der
Marktpreis liegt laut Stadtverwaltung bei 50 Euro pro Festmeter.
Für Klaus Heidt ist das kein Argument: „Die Industrie zahlt diesen Preis nicht“, ist er sich sicher und erinnerte daran, dass die Selbstwerber sehr viel Arbeit in die Aufbereitung der Brennholz-Lose stecken müssten. „Durch das Eschensterben müsste das Holz eigentlich billiger werden“, sagte er. Aus der SPD/Bürgerliste-Fraktion bekam er Rückenwind: „Noch dazu nimmt sich die Industrie nur das gute Holz, und wir bekommen das schlechte“, sagte Stefan Heidt, der ebenfalls gegen die Erhöhung der Brennholzpreise gestimmt hat.
VON: ANTJE RITZERT