Flüchtlinge & Helfer

Als ich meine Rede geschrieben habe, bin ich alle Mitteilungsblätter des letzten Jahres durchgegangen. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich mich das ganze Jahr über mit HUNDEKOT und HUNDEHALTUNG befassen durfte.

Müssen wir uns damit beschäftigen, dass wir Hundehaltern ständig unter die Nase reiben müssen, dass die Hundehaufen in Beutel gehören, die wir im Übrigen kostenlos zur Verfügung stellen?

Müssen wir ständig erklären, dass Hunde nicht frei herumlaufen dürfen? Ich denke, dass klar ist, dass durch das Bezahlen von Hundesteuer nicht abgedeckt ist, dass man die Stadt verpflichten will, also Hundekot-Aufsammler zu agieren.

Ich möchte viel lieber den Platz im Mitteilungsblatt für die wichtigen Themen unserer Zeit nutzen. Über Projekte in unserem Dorf informieren. Von Sitzungen und Treffen erzählen, aber auch zum Beispiel die Flüchtlingsproblematik thematisieren.

Die enormen Flüchtlingsströme haben Deutschland zu schaffen gemacht. In Auenheim leben zur Zeit in der Erstunterbringung drei Familien und ein alleinstehender Mann. Eine Familie davon kommt aus dem Kosovo, die anderen stammen aus Syrien.

Wir konnten im letzten Jahr eine Mutter mit ihren drei Kindern aus der Erstunterbringung in eine Anschlussunterbringung innerhalb des Dorfes umziehen lassen.

Das Thema Flüchtlinge ist zu einem sehr sensiblen Thema geworden und in vielen Gesprächen ist mir bewusst geworden mit wie vielen Ängsten und Sorgen das behaftet ist.

Die Stadt Kehl lässt ein Integrationskonzept mithilfe des Ibis Instituts erstellen. Hierzu gab es im letzten Jahr einige Termine und Einladungen zum Forum „Integration“. Und man hat beschlossen Zukunftswerkstätten in einzelnen Ortschaften anzubieten, wo alle Bürgerinnen und Bürger gemeinsam an der Integration arbeiten können und sich über die Zukunft in ihren Ortschaften oder Ortsteilen Gedanken machen können.

Diese Zukunftswerkstatt wird in Auenheim am 25. Febr. von 16:30 Uhr bis 19:00 Uhr stattfinden. Ich würde mich freuen, wenn viele daran teilnehmen würden. Ich sage Ihnen auch warum.
Es gibt Menschen, die in der Flüchtlingsdiskussion große Worte schwingen und immer nur davon erzählen, wie wichtig es ist, Flüchtlingen zu helfen. Aber von Worten können wir nicht leben.

Wir haben hier im Dorf einige Menschen, denen ich unheimlich dankbar bin, dass sie sich eingesetzt haben und weiterhin einsetzen. Aber als ich im August einen Brief des Oberbürgermeister erhalten habe und er darum gebeten hat, Wohnungen auf den Ortschaften für die Unterbringung von Flüchtlingen zu suchen, haben sich auf meinen Aufruf im Mitteilungsblatt nur wenige gemeldet.

Ich habe oft gehört: Oh nein, was denken denn die Nachbarn, wenn ich an Flüchtlinge vermiete? Und was, wenn da nur junge Männer kommen? Das will ich nicht. Nein, und so ist es nicht.
Bei der Anschlussunterbringung ist es so, dass Sie genau sagen können, welche Mieter für Sie in Frage kommen. Lediglich auf die Erstunterbringung haben wir keinen Einfluss.

Mal ehrlich: Wenn in jeder Straße in Auenheim EINE Flüchtlingsfamilie wohnen würde, dann könnte Integration funktionieren. Wenn wir alle zusammenpferchen, dann nicht.
Auch nicht, wenn morgen Herr Vetrano die Auflage bekommen würde 300 Flüchtlinge aufzunehmen. Dann muss von heute auf morgen Platz geschaffen werden. Ob in Containern oder in Sporthallen,
eine zentrale Unterbringung durch das Landratsamt.

Und das will der OB nicht und wir auch nicht. Somit müssen wir Platz in der Erstunterbringung durch Schaffung von Wohnraum in der Anschlussunterbringung machen. Kehl muss bis Ende 2016 2,54 % der Einwohnerzahl aufnehmen. Das sind 874 Personen, d. h. es fehlen zurzeit 318 Plätze. Wir können jedoch nicht sagen, wie hoch die Zahl der ankommenden Flüchtlinge im laufenden Jahr tatsächlich sein wird.

Das macht auch mir Angst. Und oft habe ich mir gedacht: zum Glück bin ich nicht Ortsvorsteherin eines Ortes in Bayern, wo täglich hunderte von Menschen ankommen bzw. durchlaufen.
Und ich verachte es, wenn man alles nur gutreden will. Aber ich verachte es auch, wenn alles nur über einen Kamm geschert wird. Auch der Hass gegenüber Menschen, die sich bereits seit Jahren in unserem Land integriert haben, diese Menschen müssen jetzt wieder Angst haben.

Diese Menschen werden nun – weil sie südländisch aussehen – beschimpft und angegriffen.
Nein, das sind nicht die Vergewaltiger, die Terroristen, die Verbrecher. Ich möchte, dass unsere Regierung etwas tut, handelt und Gesetze gegebenenfalls so anpasst, dass sie in unsere jetzige Situation passen, aber auch, dass bestehendes Recht durchgesetzt wird.
Ich will keine Angst vor frauenfeindlichen Angriffen oder Terrorismus haben und ich möchte, dass mein Deutschland, mein Auenheim, meine Heimat und die Menschen, die hier leben sicher und in Frieden leben können. Und ich bin kein Nazi und nicht rassistisch… nur realistisch!

Aus diesem Grund war mir auch wichtig, dass wir in den Überlegungen zum Integrationskonzept, unseren Fokus nicht nur auf Flüchtlinge setzen, sondern etwas schaffen, was für alle Auenheimerinnen und Auenheimer zur Integration beiträgt. In Auenheim leben Menschen aus unterschiedlichen Ländern, kommen in unserm Dorf nicht als Flüchtling an, sondern kaufen hier ein Haus, mieten eine Wohnung und sollten dann auch die Möglichkeit haben Anschluss zu finden
um ein Teil unserer Gemeinschaft zu werden.

Deshalb fand am 23. Januar unser erstes Integrationscafe ganz ungezwungen im Alten Rathaus statt. Und es hat mich sehr gefreut, dass wir bei Kaffee und Kuchen zusammensitzen konnten und uns einfach nur unterhalten haben.
Wir werden dieses Café mit Unterstützung des DRK in Zukunft monatlich stattfinden lassen.
Ich hoffe, dass viele Auenheimerinnen und Auenheimer diese neue Form der Begegnung nutzen. Nicht nur für Flüchtlinge, sondern für uns.

Sie haben mir jetzt lange zuhören müssen, aber ich möchte mich nicht entschuldigen, sondern vielmehr bedanken, dass es so viele Themen in unserem Dorf überhaupt gab.
Das zeigt, dass wir kein „schlafendes“, langweiliges Dorf sind.
Es zeigt, dass wir Dinge verändern wollen, verbessern möchten. Nicht auf der Stelle treten, sondern nach vorne schauen in die Zukunft.

Ich möchte nun das Mikrofon für unseren Oberbürgermeister freimachen und mich herzlich an dieser Stelle bedanken, dass er heute Abend hier in Auenheim ist.

 
 

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