16.11.2017
Es ist in diesem Jahr eine Premiere: Erstmals hat das Auenheimer Freibad bis Ende November geöffnet – Teil der Übergangslösung im Zusammenhang mit der vollzogenen Schließung des Kehler Hallenbads. Doch wie badet es sich bei Außentemperaturen im unteren einstelligen Bereich? Ein Selbstversuch.
Kalt ist es an diesem Montagmorgen, die Wetter-App meines Smartphones
zeigt für Auenheim gerade einmal 5 Grad Celsius an. Kein Wunder: Es ist
ja Mitte November. Aber wenigstens regnet und stürmt es nicht wie am
vorangegangenen Sonntag, als ein Unwetter die gesamte Ortenau überzog.
Und doch bin ich um 10.30 Uhr nicht der erste Besucher, den die Kassiererin ins Bad lässt: In der ersten halben Stunde nach Öffnung hat sich bereits ein halbes Dutzend Schwimmer, allesamt jenseits der 60, im Freibad eingefunden. Alter härtet offensichtlich ab, denke ich mir, als ich mich – noch dick eingepackt – auf den Weg zur Umkleide mache.
Dort drinnen ist es (noch) angenehm warm, der Thermostat der Zentralheizung steht auf »5«. Also raus aus den Klamotten, rein in die Badeshorts, Spind verriegelt und auf zum Ausgang. Mein Badetuch wickele ich mir vorsichtshalber um den freien Oberkörper.
Schätzungsweise 30
Meter liegen zwischen dem Umkleidebereich und dem großen Becken. Das
ziehe ich dem näher gelegenen kleinen vor, weil dort die
Wassertemperatur mit 28 Grad um zwei Grad höher sein soll. Dass ich
weder ans Mitbringen von Badelatschen noch eines Bademantels gedacht
habe, wird mir erst jetzt bewusst, denn 30 Meter können bei dieser
Witterung ziemlich weit sein.
Am Becken, über dem sich Wasserdampf wie leichter Nebel hält, fällt mir die erste Neuerung auf: Extra für die Winterbadegäste hat der Betreiber eine überdachte Garderobe aufgebaut: feine Sache! Ich hänge mein Handtuch an den Haken, schreite Richtung Becken und teste unter den amüsierten Blicken dreier Schwimmmeister zunächst misstrauisch mit dem kleinen Zeh die Temperatur: Tatsache – das Wasser eignet sich selbst für einen Warmduscher wie mich. Arg viel wärmer ist’s auch in der Therme nicht.
Die Älteren machen’s vor
So
ziehe ich denn auch im Folgenden entspannt meine Bahnen: mal auf dem
Rücken, mal auf der Brust, mal mit mehr oder weniger gelenken
Kraulbewegungen. Die älteren Herrschaften um mich herum machen beim
Schwimmen jedenfalls eine wesentlich bessere Figur.
Worauf ich
achte, ist, mit den Haaren nicht unter Wasser zu geraten. Bei den
herrschenden Außentemperaturen würde der Kopf zu sehr abkühlen, und ich
will mich nicht erkälten. Genau aus diesem Grund wird der Ausstieg
aus dem Becken auch zur Tour de Force: Augenblicklich klebt der nasse
Stoff meiner Badehose an meinen Oberschenkeln, der kühle Wind lässt
meine Nackenhaare stehen: Ich friere! Also schnell das Badetuch
geschnappt und hopplahop zurück in Richtung warmer Ankleide.
»War’s
schlimm?«, wollen später die im warmen gebliebenen Redaktionskollegen
von mir wissen? Ich verneine: Gerne wieder, vielleicht auch mal abends,
wenn es dunkel ist. Das erfrischende Bad am Vormittag hatte außerdem
sein Gutes: So hellwach war ich bei Arbeitsantritt schon lange nicht
mehr!
AUS: Kehler Zeitung
VON: Martin Egg