29.01.2016
Es war mit Abstand die längste Bürgerversammlung der vergangenen Jahre. „Die Vielfalt der Themen zeigt uns, dass unser Dorf lebendig ist, dass hier viel passiert und noch viel passieren wird“, resümierte Ortsvorsteherin Sanja Tömmes.
Kehl-Auenheim. Fast schon kurzweilig führte die Rathaus-Chefin ihre „Auemer“ durch die diesjährige Bürgerversammlung. Ob politische Themen, Ferienspaß oder die großen Feste des vergangenen Jahres: Zu jedem Thema hatte Sanja Tömmes Fotos vorbereitet (Arrangement: Ingomar Hartmann), die das Jahr 2015 am Freitagabend im Bürgersaal noch einmal visuell vorüberziehen ließen.
Viele
dieser Themen werden die Auenheimer auch in diesem Jahr begleiten. So soll
beispielsweise die hohe Zahl der Kanufahrer zwischen Auenheim und Freistett
eingeschränkt werden. Laut Tömmes wurden im vergangenen Jahr teilweise 200
Boote gezählt, die an einem einzigen Tag im Prestelsee zu Wasser gelassen
wurden. Eine Rechtsverordnung, die den Kanuverkehr beschränkt, soll nun
„Naturnutzung und Naturschutz wieder in Einklang bringen“. „Nicht die Vereine
sind das Problem, sondern die gewerbsmäßig geführten und privaten Touren“,
sagte Tömmes.
Auch der Kindergarten, der aus allen Nähten platzt, wird dieses Jahr auf der Prioritätenlisten ganz oben stehen. In aktuellen Kindergartenjahr fehlen bereits 32 Plätze, im nächsten 15. Seit einem Jahr diskutiert ein Arbeitskreis Pro und Kontra eines Umbaus oder Neubaus. „Für einen Umbau des bestehenden Kindergartens benötigen wir mindestens 1,8 Millionen Euro“, so Tömmes. Dafür müsse das angrenzende Billardhaus abgerissen werden und ein neues Heim für den Club gefunden werden. Für einen Neubau müsste stattdessen der Turnverein umziehen: Ein möglicher Standort ist der Turnplatz am südlichen Ortseingang des Dorfes, wo die Sportler ihr Vereinsheim haben. Alternativ ist noch eine weitere Fläche am Verbindungsweg zu Bodersweier im Gespräch. „Aber egal, wie die Lösung aussieht, es wird eine Bauphase von anderthalb bis zwei Jahren geben“, ist sich Tömmes sicher.
Mitten
in der Bauphase ist derweil der Spielplatz an der Turnplatzstraße. Die
Umbaumaßnahmen hätten eigentlich schon letztes Jahr abgeschlossen sein sollen.
Aber die beauftragte Firma habe nicht wie versprochen geliefert, berichtete
Tömmes auf der Versammlung. Erst seit wenigen Wochen seien die Arbeiten auf dem
2700 Quadratmeter großen Gelände im Gange: „Wir dürfen uns freuen auf ein
Spielhaus, Klettermöglichkeiten, Rutsche, Sandbagger, Schaukeln, einen
Matschbereich, eine Hängematte und ein in den Boden eingelassenes Trampolin,
Balanciermöglichkeiten und eine Seilbahn.“ Tömmes rechnet mit einer
Fertigstellung des Spielplatzes in diesem Frühjahr.
Neu in Auenheim ist auch das „Integrationscafé“ im Alten Rathaus, das auf Initiative von Bürgern und der Ortsvorsteherin ins Leben gerufen wurde. Einmal im Monat können sich hier Flüchtlinge und Einheimische, Jung und Alt, Behinderte und Nicht-Behinderte treffen und Kontakte knüpfen. In diesem Zusammenhang verwies Tömmes noch einmal auf die „Zukunftswerkstatt Integration“ am 25. Februar von 16.30 Uhr bis 19 Uhr im Auenheimer Bürgersaal. Und darauf, dass die Ortsverwaltung noch dringend Wohnungen für die Anschlussunterbringung von Flüchtlingen suche. Potenzielle Vermieter könnten sich aussuchen, welche Mieter für sie in Frage kämen, versicherte sie. „Nur auf die Erstunterbringung haben wir keinen Einfluss.“
Kehls OB Toni Vetrano bestätigte Tömmes´ Ausführungen. „Wir haben in Kehl derzeit 420 Flüchtlinge, davon sind 54 in der Anschlussunterbringung. Bis Ende des Jahres müssen wir noch weitere 350 Flüchtlinge aufnehmen“, sagte er auf der Versammlung. Ziel sei es, „Kasernierungen“ zu vermeiden. Und dafür brauche man die Ortsteile. Für Sanja Tömmes steht fest: „Wir müssen Platz in der Erstunterbringung schaffen, indem wir Wohnraum für die Anschlussunterbringung finden.“ Nur auf diese Weise könne Kehl weiterhin die dezentrale Verteilung der Asylsuchenden sicherstellen.
Der
Mandolinenverein ehrte seinen musikalischen Leiter, Jean-Philippe Hummel, für sein langjähriges Engagement für den
Verein. „Er war ein Weckruf für unser Orchester“, sagte Johannes Mellein in
seiner Laudatio über den „Unbekannten „vun driwwe“, der er anfangs für die
Zupfmusiker war. Der Franzose dirigiert und unterrichtet mittlerweile seit 30
Jahren im Verein.
Für
die Organisation des Auenheimer „Ferienspaß“ zeichnete Sanja Tömmes Ines Beiser und Claudia Heidt aus. Beide hatten – wie schon im vergangenen Jahr –
ein mehrwöchiges Ferienprogramm für den „Auemer“ Nachwuchs zusammengestellt.
Jungmusiker
Leistungsabzeichen
Bronze:
Fabio Selzer (Klarinette)
Silber:
Leonie Heilig (Querflöte)
Gold: Sophie Krieger
(Oboe)
Leistungsabzeichen der
Feuerwehr
Bronze:
Lukas und Jorge Keck, Lukas Heidt
Silber:
Sebastian Wintermayr, Philipp Durban
Zum
ersten Mal wurden in der Ortschaft vier Einwohner mit dem „Auemer Gänsle“
geehrt. Die Auszeichnung, die auch künftig an verdiente Bürger vergeben werden
soll, ist eine Idee von Ortsvorsteherin Sanja Tömmes.
Willi Rauscher war der
Erste, der die lebensgroße Gans-Trophäe am Freitagabend verliehen bekam. Damit
zollte der Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) dem ehrenamtlichen
Mitarbeiter für seine 50-jährige Tätigkeit Respekt. „Willi gehört zu den
Menschen, die man immer dann sieht, wenn es ebbs zu schaffe gibt“, sagte der
Vorsitzende des Auenheimer DRK, Michael Krieger. „Noch heute ist er unser Mann
für alle Fälle.“
Marlene
Schwing bekam das „Auemer Gänsle“ für ihre langjährige Tätigkeit als
Übungsleiterin und ihr Engagement für den Turnverein verliehen.
Der Heimatforscher
und Hobby-Archäologe Walter Fuchs wurde ebenso mit der Auszeichnung bedacht.
„Ohne ihn würde es den Heimatbund wahrscheinlich nicht geben“, sagte Marianne
Schwing, erste Vorsitzende des Vereins. Von Anbeginn, also seit 30 Jahren, sei
Fuchs im Vorstand des Heimatbundes aktiv. Er habe zahlreiche Texte für die
Auenheimer Chroniken verfasst und ein Familienbuch aus den 27 Kirchenbüchern
erstellt. „Erst durch ihn wurden die Kirchenbücher für jedermann zugänglich“,
würdigte Schwing seine Arbeit.
Auch
ein Auenheimer Unternehmer wurde auf der Bürgerversammlung mit dem „Gänsle“
bedacht: Günther Meißner, Ex-Chef der Meißner Toranlagen. „Er hat durch seine
finanziellen Einsätze dazu beigetragen, dass viele Projekte im Dorf umgesetzt
werden konnten, die es ohne die nötige finanzielle Spritze nicht geben würde“,
sagte Ortsvorsteherin Sanja Tömmes. Auch das müsse einmal gewürdigt werden.
Zukünftig wolle sie auf jeder Bürgerversammlung ein „Gänsle“ für Unternehmer
wie Meißner, die sich um die Gemeinschaft im Dorf verdient gemacht haben,
vergeben.
VON: ANTJE RITZERT