19.03.2016
Der Auenheimer Ortschaftsrat lehnt die Idee der Stadtverwaltung, 84 Flüchtlinge in Containern auf dem Wohnmobilstellplatz unterzubringen, geschlossen ab. Stattdessen schlägt er den Lärmschutzpark als Gelände für eine Containeranlage vor.
Kehl-Auenheim. Der Plan der Stadt Kehl, den Auenheimer Wohnmobilstellplatz in eine Containeranlage für Flüchtlinge umzufunktionieren, stößt im Ortschaftsrat auf massiven Widerstand. Insgesamt sollen auf dem Gelände 21 Wohncontainer für je vier Personen aufgestellt werden, dazu kommen noch mehrere Sanitär- und Funktionscontainer sowie ein großer Container als Gemeinschaftsraum.
„Dieser Platz ist unrealistisch“, sagte Ortschaftsrat Stefan Heidt. Gleich nebenan befindet sich eine Kneipe. „Und die soll auch erhalten bleiben.“ Der Pächter habe in den Ausbau der Wirtschaft und des Biergartens investiert, mahnte auch Ortsvorsteherin Sanja Tömmes. „Die Existenz zweier Familien hängt an diesem Gelände“, sagte sie.
Tömmes wirft dem Landratsamt vor, sich nicht wirklich um eine dezentrale Unterbringung der Flüchtlinge gekümmert zu haben. Sie habe der Stadt bereits mehrere Privat-Wohnungen in Auenheim für die Anschlussunterbringung angeboten, dies sei aber mit Hinweis auf die fehlende Infrastruktur abgelehnt worden. „Und jetzt passt Auenheim plötzlich doch für 84 Flüchtlinge. Das finde ich seltsam“, sagte sie. Generell hält Tömmes Container für keine gute Lösung: „Weder für die Flüchtlinge noch für die Bewohner der Ortschaft.“
Sie fordert Kehls OB Toni Vetrano auf, Containeranlagen abzulehnen und sich stattdessen um Wohnungen und Häuser in den Ortschaften zu bemühen: „Kleinere Einheiten mit maximal 15 Personen." Außerdem verlangt sie professionelle Hilfe bei der Koordination der freiwilligen Helfer vor Ort. „Ich möchte Herrn Vetrano aber auch darum bitten, sich zu bemühen, dass Flüchtlinge aus sicheren Herkunftsländern wieder nach Hause geschickt werden", sagte sie. Das sei „nicht rassistisch, sondern realistisch" (siehe Stichwort „Tömmes sieht Land in der Pflicht"). Die ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer in Auenheim seien zunehmend überfordert. „Arztbesuche, Hilfe bei der Anmeldung in der Schule, Sprachkurse, Vereine, Behördengänge, Übersetzungen, Kontoeröffnungen, Wohnungssuche", nannte Tömmes als Stichworte: „Das kann man nicht mal grad nach Feierabend erledigen."
Als Alternativstandort, falls sich eine Containerlösung nicht verhindern lässt, schlug Tömmes den Lärmschutzpark am Westrand von Auenheim vor. „Dort müsste das Land zwar die Infrastruktur schaffen, aber die Flüchtlinge hätten zumindest eine große Außenfläche zur Verfügung." Schließlich seien die Menschen teilweise den ganzen Tag in den Containern, gab sie zu bedenken. Dieser Vorschlag wurde im Ortschaftsrat mit fünf Stimmen zu drei Gegenstimmen und einer Enthaltung angenommen. Das Auenheimer Gremium hat in dieser Angelegenheit allerdings nur ein Anhörungsrecht, ob sich die Stadt Kehl und das Landratsamt auf diesen Plan einlässt, ist ungewiss.
Auenheims Ortsvorsteherin Sanja Tömmes tut sich schwer damit, „noch mehr Platz für Flüchtlinge zu schaffen, bevor das Land nicht seine Hausaufgaben gemacht hat". Von den 379 Flüchtlingen, die derzeit in Kehl in der Erstunterbringung sind, kämen 224 aus Syrien, Irak, Iran und Eritrea. Die Übrigen kämen aus sicheren Herkunftsländern. „Das heißt, dass wir normalerweise noch Platz hätten für 155 Menschen, die aus Kriegsgebieten kommen, also die wirklich dringend Hilfe brauchen", sagte Tömmes auf der vergangenen Ortschaftsratsitzung. Sie sieht deshalb zunächst das Land in der Pflicht, die Menschen wieder nach Hause zu schicken, die aus wirtschaftlichen Gründen nach Deutschland gekommen sind.
„Es geht eben nicht, dass wir gleichzeitig Kriegsflüchtlinge und Wirtschaftsflüchtlinge integrieren können." Tömmes betonte das Wort „integrieren": „Denn das einfache Unterbringen können wir schon stemmen, keine Frage." Aber leider habe man nicht die Kapazitäten, diese Menschenmengen human in die Gesellschaft zu integrieren. „Wenn ich manchmal meine Mitbürger frage: ‚Was tun Sie denn konkret, um den Flüchtlingen zu helfen?‘, dann kommen fast immer Antworten wie: ‚Ich habe schon Kleider gespendet.‘. Also wenn wir Integration so definieren, dann sind wir wirklich auf einem ganz schlechten Weg", sagte sie.
von: ANTJE RITZERT