Containerlandschaft für Flüchtlinge - Information aus dem Ortschaftsrat

26.03.2016

Der Ortschaftsrat hat der Vorlage der Verwaltung, den Wohnmobilstellplatz als Containerlandschaft für die Unterbringung von bis zu 84 Flüchtlingen zu nutzen, einstimmig abgelehnt.

Hier die Gründe:

1. Das Gelände ist verpachtet. Früher wurde dort ein Tennisplatz betrieben mit angrenzender Wirtschaft. Seit Jahren dient er nun als beliebter und hochfrequentierter Wohnmobilstellplatz. Die Wirtschaft wird von einem neuen Pächter betrieben und ist bei der Auenheimer Bevölkerung sehr beliebt. Der Wirt hat investiert in Ausbau der Wirtschaft sowie des Biergartens. Der Pachtvertrag läuft noch bis 2021 und es spricht nichts dagegen diesen Vertrag zu verlängern. Es hängen somit die Existenzen zweier Familien an diesem Grundstück.

2. Die Lage des Grundstücks ist nicht optimal. Da es sich um eine Erstunterbringung handelt, wissen wir nicht, ob hier Familien untergebracht werden oder 84 junge Männer. Und wir haben auch keinerlei Einfluss darauf. In diesem Gebiet befinden sich unser Sportzentrum und unser Schwimmbad. Kinder sind dort den ganzen Tag bis in die Abendstunden alleine zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs.

Da wir eine Fläche anbieten müssen, könnte dafür die Fläche am Lärmschutzpark genutzt werden. Dort müsste das Land die Infrastruktur schaffen, aber die Flüchtlinge hätten zumindest eine große Außenfläche zurVerfügung. Man muss bedenken, dass die Menschen teilweise den ganzen Tag in ihren Containern sind. Die Kinder gehen zwar zur Schule oder in den Kindergarten. Die Eltern sind aber meistens „ZUHAUSE“. Wem der Standort jetzt zu weit draußen ist, sollte wissen, dass auch in Bodersweier ein Platz am Ortsrand gewählt wurde (der Festplatz) und in Leutesheimauch ein Grundstück am Ortsrand im Gespräch ist.

Aber generell: 1. Container sind weder eine gute Lösung für Flüchtlinge noch für die Bewohner einer Ortschaft. . Man hätte mehr Häuser aufkaufen oder anmieten sollen und somit den Flüchtlingen eine humanere Unterbringung in kleineren Einheiten – wie jetzt in der Neudorfstraße – anbieten können. Und schon hier sind wir mit drei Familien unter einem Dach an der Oberkante. Dort leben eine syrische, eine afghanische und eine kosovarische Familie zusammen. Die Kulturunterschiede sind hier schon enorm, aber noch zu meistern.

Einige Ortschaftsräte haben sich im Allgemeinen schwer getan, dem Alternativstandort am Lärmschutzwall zuzustimmen. Aus diesem Grund ist die Abstimmung hier mit 5 Zustimmungen, 3 Gegenstimmen und einer Enthaltung ausgefallen. Einige stehen der Flüchtlingspolitik kritisch gegenüber. Und sicher: Wer die Flüchtlinge ohne Einschränkung unterbringen möchte, sollte auch aktiv an der Integrationshilfe beteiligt sein. Die Frage sollte sich jeder einzelne davon stellen: Was tue ich denn genau um den Flüchtlingen zu helfen? Kleider spenden? Integration läuft also über Kleiderspenden. Interessant. Was ist denn ein Flüchtlingshelfer? Was stellen Sie sich denn vor? Mal Kleider vorbeibringen? Mal ne Deutschstunde geben? Ja sicher, das gehört dazu, aber das reicht bei weitem nicht aus, die Menschen zu integrieren.

Eine syrische Frau sagte mir, dass man ihr doch zeigen muss und sagen muss, wie wir Deutschen ticken, wie unsere Kultur ist, damit sie so werden kann wie wir. Die Menschen brauchen Hilfe. Aktive Hilfe beim Erlernen unserer Kultur. Wenn wir das verpassen, haben wir ein großes Problem. 

Ohne die freiwilligen Flüchtlingshelfer wären wir schon lange am Ende. Aber – wirklich - am Ende ist auch schon der ein oder andere Flüchtlingshelfer. Neben Arbeit, Familie und seinem eigenen Leben, soll sich der Flüchtlingshelfer noch um das Leben eines anderen, fremden Menschen, mit dem man sich manchmal nicht mal verständigen kann, kümmern. Und kümmern bedeutet KÜMMERN. Ich bin froh, dass wir in Auenheim Helfer haben, die sich um die Flüchtlinge kümmern. Das klappt, weil wir 15 Menschen in zwei Häusern innerhalb des Dorfes dezentral untergebracht haben. Aber auch eine der Flüchtlingshelferinnen hat mir ganz klar zu verstehen gegeben, dass sie nicht mehr kann, mit den Kräften am Ende ist.

Ich möchte nur mal ein paar Beispiele nennen, wobei überall geholfen werden muss: Arztbesuche, Hilfe bei Anmeldungen Schule, Kindergarten, Sprachkurse, Vereine, Behördengänge, Übersetzungen, Kontoeröffnungen, Wohnungssuche – man merkt, das kann man nicht mal grad nach Feierabend um 17:30 Uhr erledigen. Und das ist ja okay, weil die Bevölkerung ja arbeiten muss. Umso wichtiger ist es, dass es kleinere Einheiten mit max. 15 Personen gibt. Sollte es eine große Containeranlage für 84 Personen geben, dann benötigen wir professionelle Hilfe vor Ort bei der Koordination der freiwilligen Helfer. Es muss jemand geben, der sich ständig um weitere 84 Menschen, also im Gesamten dann fast 100 Flüchtlinge in Auenheim kümmert.

Integrationscafé

Am 19. März fand das zweite Integrationscafé im alten Rathaus statt. Diesmal konnten wir noch mehr Bürgerinnen und Bürger begrüßen – im alten Rathaus wurde es ganz schön voll! Es wurden neue Bekanntschaften geknüpft und in lockerer Runde bei kostenlosem Kaffee und Kuchen interessante Gespräche geführt. Viele Auenheimerinnen und Auenheimer, unsere Flüchtlingsfamilien und Neubürger sind gekommen. „Auch ich bin ein Zugezogener“ sagte Pfarrer Tobias Eckerter, der mit seiner Frau vorbeischaute. Es gab eine Kinderecke zum Spielen, die von Lea Laval betreut wurde. Herzlichen Dank auch an das DRK, die tatkräftig in der Küche unterstützten und an Ingomar Hartmann, der für die Fotos zuständig war. Direkte Kontakte wurden zwar geknüpft und man verabredete sich mit den Flüchtlingen zu lockeren „Terminen oder Besuchen“. Jedoch blieben die ausgelegten Listen leer. Hier konnte man eintragen, wie und wann man konkret bei der Flüchtlingshilfe aktiv werden kann. Deshalb nochmals an dieser Stelle: Wer bereit ist und Zeit hat, Flüchtlinge bei der Integration zu begleiten, kann sich gerne auf der Ortsverwaltung melden. Tel: 4208. Auch können Sie sich auf der Homepage der Stadt Kehl informieren: http://www.fluechtlingshilfe.kehl.de

 
 

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