Schwimmbadwasser fließt jetzt nicht mehr in den Prestelsee

23.02.2020

Der Prestelsee in Auenheim ist in Zukunft vor Abwässern aus dem benachbarten Freibad geschützt. Die Stadt Kehl ließ gestern den Zulauf schließen, über den rund 45 Jahre lang der Inhalt der gechlorten Becken abfloss. Niemand wusste mehr davon.

Die Abwässer des Freibads Auenheim laufen in Zukunft nicht mehr in den benachbarten Prestelsee. „Die Stadt hat den Strang des Freibades zum Regenwasserkanal gekappt, um das Abwasser in den Schmutzwasserkanal umzuleiten, der zur Kläranlage führt“, lässt sie in einer Pressemitteilung wissen.

Die Schwimmbecken waren gemäß dem Abwasserplan aus dem Jahr 1973 an die Regenabwasserleitung angeschlossen, die in den See mündete – ein Umweltskandal, den die Fischerzunft Auenheim zur Anzeige brachte (wir berichteten). Sie pflegt den Prestelsee. Vor Kurzem stiegen die Angler nach eigener Aussage in die Gullis, um der Quelle von Farbpartikeln nachzugehen. Die Spur führte zum Freibad. „Mit Hilfe einer sogenannten Indikatorlösung haben die Beamten am Montag herausgefunden, dass die Signalflüssigkeit, die in das Planschbecken gegeben wurde, aus dem Regenwasserkanal austrat“, lässt die Stadt wissen. 


Daraufhin hätten sich Mitarbeiter der Stadt auf die Suche nach den Abwasserplänen für das Bad begeben. Diese galten als verloren und tauchten erst nach intensiver Suche wieder auf. Sie wurden 1973 und damit vor der Eingemeindung Auenheims nach Kehl erstellt.

Gutachten über die Schäden im See

Die Verbindung des Freibads zum Regenwasserkanal ist nun gekappt. Darüber hinaus gibt die Stadt ein Gutachten in Auftrag, das klären soll, wie groß der Schaden für den Prestelsee ist. Bereits in der Vergangenheit sei der See wiederholt durch die Stadt Kehl kontrolliert worden. „Seit geraumer Zeit richten wir ein kritisches Auge auf das Regenwasser, das durch die Kanalisation in den Prestelsee geleitet wird, da der See seit Jahren einen hohen Nährstoffgehalt und eine schlechte Sauerstoffversorgung aufweist“, heißt es von den Technischen Diensten Kehl. Im Jahr 2004 gaben die Technischen Dienste Kehl ein gewässerökologisches Gutachten in Auftrag, bei dem ein hoher Phosphor-Gehalt nachgewiesen wurde. Phosphor gilt als Messgröße für die Wasserqualität. Bei einem geringen Sauerstoffgehalt im Gewässer können hohe Phosphor-Werte zu einer Überdüngung führen.

Das gesamte Wasser aus den Becken floss seit Eröffnung des Freibads in den Anglersee. © Michele Gerstl
Das gesamte Wasser aus den Becken floss seit Eröffnung des Freibads in den Anglersee. © Michele Gerstl

„In einem weiteren Gutachten von 2013 konnte ausgeschlossen werden, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der schlechten Wasserqualität und dem Regenwasser, das aus dem Auenheimer Gewerbegebiet in Richtung See abfließt“, schreibt die Stadt Kehl. Der Niederschlag versickert zu 95 Prozent im Fohlenweidgraben. 

Anlage sorgt für Sauerstoff

Im selben Jahr beschloss der Gemeinderat, die Fischerzunft finanziell dabei zu unterstützen, eine Regenerationsanlage anzuschaffen. Die Stadt übernahm die Hälfte der Anschaffungskosten. Die Fischerzunft nutzt diese schwimmende Belüftungspumpe, um den See mit Sauerstoff anzureichern, was besonders für die Fische lebensnotwendig ist. Daneben verringert sie auch die hohe Phosphor-Konzentration im Wasser. 

Hinweisen von der Fischerzunft zu Verfärbungen im Wasser sei die Stadt regelmäßig nachgegangen, betont sie. Beispielsweise habe die Stadt die Kanalisation im vergangenen Jahr untersucht, um die Schmutzwasserquelle ausfindig zu machen. Die Offenburger Wasserschutzpolizei war bei der Suchaktion involviert und informiert. Die Suche verlief jedoch ergebnislos.


AUS: bo.de
VON: Redaktion Kehl

 
 

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