Neue Orgel in Auenheimer Kirche eingeweiht

17.10.2022

Am Sonntag wurde in Auenheim die neue Orgel, die die Kirchengemeinde gebraucht erwerben konnte, feierlich im Rahmen eines Gottesdienstes eingeweiht.

Endlich hat Auenheim eine neue Orgel: 15 Jahre lang hatte der 2007 gegründete Orgelförderverein darauf hingearbeitet, Spenden eingeworben und unzählige Feste, Ausstellungen und Veranstaltungen ausgerichtet, deren Erlöse in den Orgel-Spendentopf gesteckt wurden. Die erste größere Spende für den Verein kam übrigens von einem Muslim: „Die Idee, eine neue Orgel zu kaufen, wurde auf der ägyptischen Halbinsel gefasst“, erzählte Pfarrer Tobias Eckerter im Gottesdienst. Auenheims damalige Pfarrerin Anke Doleschal war auch Reisebeauftragte des Kirchenbezirks gewesen und hatte eine Studienreise dorthin organisiert. Der jordanische Reiseführer der Gruppe, Yasen Al Kinani, kam anschließend sogar zum orientalischen Kirchenfest nach Auenheim und verkaufte dort Falafel mit Hummus zugunsten der neuen Orgel.

Schwierige Suche

Als nach langen Jahren des Sammelns genügend Geld beisammen war, ging die Suche nach einer gebrauchten Orgel los, was sich als unerwartet schwierig erwies: Bei der ersten Orgel, die die Kirchengemeinde ins Auge fasste, sprang plötzlich der Verkäufer ab, bei einer zweiten legte der Oberkirchenrat sein Veto ein – das Instrument passe nicht in die Auenheimer Kirche, hieß es.

Bei der jetzigen Orgel hatte dann schließlich alles gepasst. Das erst 1977 von der Orgelwerkstatt Vier aus Friesenheim erbaute Instrument aus dem Pforzheimer Gemeindezentrum Sonnenhof, das inzwischen abgerissen wurde, stand zum Verkauf. Der Orgelbauer selbst überholte die Orgel und passte sie an die Gegebenheiten in der Auenheimer Kirche an. Allein zwei Wochen hat es gedauert, die über 1000 Orgelpfeifen zu stimmen, so Pfarrer Eckerter. Rund 100.000 Euro habe die neue Orgel mit allen Anpassungen gekostet.

Mit einem feierlichen, von den Konfirmanden mitgestalteten Gottesdienst wurde am Sonntag die neue Orgel, für die auch die Brüstung auf der Empore erhöht werden musste, eingeweiht. Bezirkskantorin Carola Maute stellte den Gottesdienstbesuchern das neue Instrument und seine Möglichkeiten vor. „Eine Orgel braucht wie der Mensch Luft zum Atmen“, sagte sie. Und wie der Mensch habe sie verschiedene Stimmungen – fröhliche und gedeckte, schräge und dramatische Töne, Klänge und Klangfarben, in denen sich das ganze Leben widerspiegele.

Bezirkskantorin Carola Maute stellte die Orgel der Gemeinde vor. ©Nina Saam
Bezirkskantorin Carola Maute stellte die Orgel der Gemeinde vor. ©Nina Saam


Kampf gegen Zweifel


Dekan Oliver Wehrstein hielt die Predigt, allerdings nicht in Präsenz: Wegen einer Erkrankung sprach er über eine Videobotschaft zu den Gläubigen, die auf die Kirchenwand projiziert wurde. „Musik spricht uns an und ruft Gefühle in uns hervor“, sagte er. Geistliche Musik gehe noch tiefer, und das Orgelspiel im Gottesdienst vermöge Momente zu vermitteln, in denen man Gott besonders spüre – Momente für die Ewigkeit, so Wehrstein. Er würdigte die unermüdliche Arbeit des Orgelfördervereins, der auch mit Widerständen und eigenen Zweifeln, ob dies zu schaffen sei, zu kämpfen hatte. „Es hat sich gezeigt: Gott holt mehr aus uns heraus, als wir denken“, sagte er.
Im Anschluss versammelten sich die Gläubigen zum Kirchenkaffee – bei dem der jordanische Wüstenkräutertee ausgeschenkt wurde, dessen Verkauf all die Jahre geholfen hatte, die neue Orgel mitzufinanzieren. Die alte Orgel wird in Kroatien restauriert: Anfang des Jahres hatte die Kirchengemeinde das Instrument in einer Orgelbörse im Internet angeboten. Daraufhin hatte sich ein kroatischer Orgelbauer gemeldet und im Februar das alte Instrument mit seinen Helfern binnen eines Tages in der Auenheimer Kirche abgebaut und abtransportiert.


AUS: bo.de
VON: Nina Saam

 
 

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